Das Meer nicht vor meinem Fenster

„Desde mi ventana el mar no se ve“ (Von meinem Fenster aus kann man das Meer nicht sehen) dichtete Rafael Alberti, als er in Madrid lebte. Aber hören konnte man es gestern von meinem Büro aus. Natürlich war da kein Meer, nur irgendwelche Bautätigkeiten waren im Gange, die von ferne wie Meeresbrandung klangen.

Ein teils schlimmer Bürotag, dann ein Termin im Bürgerbüro. Ich brauche einen neuen Personalausweis. Lange Wartezeit trotz Termin, aber dafür war die junge Angestellte sehr freundlich. Meine Unterschrift sagte ihr jedoch nicht zu, ich musste leserlicher unterschreiben. Ich malte also eine leserliche Version meines üblichen Krakels. Jetzt muss ich nur noch lernen, meine leserliche Unterschrift auf Verlangen zu reproduzieren. Ich habe aber schon wieder vergessen, wie meine neue Unterschrift aussieht. Übrigens kennt das Land Bayern nun auch meine Zeigefingerabdrücke. Nicht, dass ich vorhätte, in nächster Zeit ein Verbrechen zu begehen, trotzdem ist mir der Gedanke unangenehm, dass meine Fingerabdrücke in einem Polizeicomputer gespeichert werden. Außerdem erscheint mir das wie ein unverschämter Einbruch in meine Privatsphäre. Was gehen den Staat meine Finger an?

Anderswo

Herr Buddenbohm hat sein Herz für Paco Ibáñez und gesungene Dichtung entdeckt.

Wo das herkommt, gibt es noch mehr:

Paco Ibáñez singt García Lorca.

Der zu früh verstorbene Manzanita und Antonio Carmona (Ketama), ebenfalls mit einem Text von García Lorca. Wieso man die Traumwandlerromanze ausgerechnet als Rumba singt, erschließt sich mir nicht, aber die Herren werden ihre Gründe haben.

Pepa Flores („Marisol“) versucht sich an Rafael Alberti: Háblame del mar, marinero.

Und noch etwas Literatur: Taran Khan über Kabul. Afghanistan war ein Sehnsuchtsort meiner Großtante, die derselben Generation wie Annemarie Schwarzenbach angehörte. Obwohl weitgereist, hat meine Tante es nie bis nach Afghanistan geschafft.