Anderswo

Sie erinnern sich an Alan Kurdi, den kleinen Jungen, der auf der Flucht starb? Ein Vater schreibt einen Brief an sein Baby.

Afghanistan: Hilfe oder nicht? (Es ist zum Verzweifeln.)

Kennen Sie den Matilda-Effekt?

Behinderungs-exklusive Sprache.

Dr Kall schreibt wieder. Das freut mich sehr.

Den Tänzer Carrete de Málaga habe ich spät entdeckt. Ich hatte von ihm gehört, auch, dass er ein ausgezeichneter Lehrer war, aber ich habe nie an einem seiner Workshops teilgenommen, was ich jetzt bedaure. Hier tanzt er por seguiriyas. Ein alter Herr tanzt im Rahmen seiner Möglichkeiten, und das macht er sehr gut.

Freund B, der gebetsmühlenartig wiederholte „don’t give up“, der ganz im Gegensatz zu mir in allem noch das Positive sehen wollte, resigniert. Er hat verstanden, dass die Afghan*innen sich nicht auf Hilfe von außen verlassen können, dass sie der Welt inzwischen wieder egal sind, und dass die meisten Versprechungen leer waren. Ich habe keine Lösung, weder für ihn, noch für seine Schwester.

Freund B und seine Familie, die einer strengen Auslegung des Islams anhängen und außerdem anscheinend überwiegend nach dem Paschtunwali leben, stehen den gemäßigten Taliban nahe. Aber sie sind auch realistisch, haben durchaus moderne Vorstellungen und Wünsche. Das Bildungsverbot für Frauen ist ihnen ein Dorn im Auge, sie wollen teilhaben an modernen Errungenschaften. Im Moment aber geht es ihnen nur ums Überleben. Diesen Winter, die Kälte, den Hunger. überleben.

Ich bin nicht einverstanden mit seiner Haltung gegenüber den Taliban. Meine Art zu leben entspricht nicht seinen Vorstellungen. Trotzdem versuchen wir, das Gespräch in Gang zu halten. Wenn nicht wir, wer denn dann?

Anderswo

Frau Croco hat das folgende kurze Video einer Russin verlinkt.

Die Fatzke-Zeitung verlässt das Gallusviertel. (Als Frankfurterin darf ich „Fatzke-Zeitung“ sagen.)

Ich kann mich noch erinnern, wie und wo ich den Satz „a stitch in time saves nine“ lernte. Über Nadelarbeit (englisch)

Eine kleine, aber feine Ausstellung in München: Queeres Leben zwischen 1900 und 1950. (Wenn Sie früher noch ältere Leute sagen hörten, Soundso sei am 17.5. geboren, dann bezog sich das auf den § 175 und war eine Chiffre für Homosexualität.)

Männer in Afghanistan müssen mit und für Frauen kämpfen, sagt ein afghanischer Professor. Sie tun es auch, aber es sind zu wenige und es ist gefährlich.

Eine ausgezeichnete junge Musikerin mit Tanguillos de Cádiz. (Die Übersetzung ist allerdings alles andere als ausgezeichnet.)

Zum zweiten Mal in diesem Jahr Migräne. Ich beende den Arbeitstag vorzeitig. Wenn das so weiter geht, muss ich doch mal wieder zum Arzt. Jahrelang hatte ich nur im Mai / Juni Migräne, und ich lege wirklich keinen Wert auf häufigere Episoden.

N., die Schwester von Freund B, die nun notgedrungen in Kabul bleibt, gibt online und offline Arabisch- und Koranunterricht. Das erlaubt ihr, ihren Lebensunterhalt zu sichern und ihre Eltern zu unterstützen. Sie darf nur Mädchen unterrichten und auch nur in islamischen Schulen. Sie selbst hat erst letztes Jahr an so einer Schule ihren Abschluss gemacht, und sie hatte neben den islam-bezogenen Fächern einen umfangreichen und modernen Lehrplan. Wie der Lehrplan jetzt aussieht, weiß ich noch nicht.

Das Wetter in Kabul ist immer noch sehr kalt, erzählt Freund B.

Kleines Glück

Freund B hat eine wunderhübsche Tochter. Ich kenne sie allerdings nur mit geschlossenen Augen. Auf fast jedem Foto, das er mir geschickt hat, schläft sie, mit angestrengtem und äußerst konzentriertem Ausdruck. Ist sie wach, lässt sie sich nicht fotografieren, sondern verdeckt ihr Gesichtchen mit den Händen.

Anderswo

Elen hat nicht, wie andere Bloggerinnen, einen Jahresrückblick geschrieben, sondern einen Liebesbrief an 2023. (englisch).

Woher hatten die Brüder Grimm eigentlich ihre Märchen? Auch von Dorothea Viehmann, die sie wiederum von den Fuhrleuten haben soll, die auf dem Weg aus Paris oder Leipzig in Rengershausen Station machten. Jedoch war sie nicht die einzige Erzählerin, (englisch)

Falls Sie sich für Afghanistan interessieren: ein etwas entfernterer Blognachbar beschäftigt sich intensiv mit diesem Land.

Der Notarzt und der Alkohol.

Juana la del Pipa singt por tientos. Amarga, dura y bravía.

Jemand hat mir ein gutes und gedeihliches neues Jahr gewünscht, und ich finde das sehr schön. Ein gedeihliches Jahr ist, glaube ich, genau das, was ich brauche nach der Stagnation der drei vergangen drei Pandemie-Jahre. (Nicht, dass ich die Pandemie insgesamt als vergangen betrachte.)

Kann eine Pandemie etwas Positives haben? Um mich herum betrachte ich eine Aufbruchstimmung, das Bestreben etwas Grundsätzliches zu ändern. Themen sind vor allem Klimakrise und Kapitalismus, und das ist gut so. Über die Formen des Protests kann man geteilter Meinung sein, den Autoverkehr zu blockieren halte ich jedoch unter Umständen für durchaus legitim. Schwierigkeiten habe ich jedoch mit dem Beschmieren von Kunstwerken, aber das mag etwas Persönliches sein. Was haben uns Van Gogh oder Monet getan? Warum betrachtet man Kultur als den Feind? Ich habe irgendwann einmal einen Text geschrieben über die Distanz zwischen der Kultur und den Menschen auf der Straße. (Ich habe ihn gefunden: Onkel Juan geht nicht ins Museum.)

Viel wurde geschrieben zum Tod des emeritierten Papsts. Ich möchte ihn nicht beurteilen, schon gar nicht verurteilen. Als er zum Papst gewählt wurde, war mir der Name Ratzinger kaum bekannt. Eine Kollegin war von ihm gefirmt worden und hatte ihn als kalt und fast bösartig beschrieben. Ich hatte mich kaum für die katholische Kirche interessiert, als Hugenottennachfahrin betrachte ich sie als den Feind, den man bestenfalls ignoriert. Und dann war da dieser ältere Herr, der ein bisschen aussah wie mein Großonkel, der derselben Generation angehörte und offensichtlich ähnliche Erfahrungen gemacht hatte. Da wurde ich neugierig und las, was ich über ihn finden konnte. Im Fernsehen stieß ich auf ein langes beeindruckendes Interview mit ihm, in dem er komplizierte Fragen des katholischen Glaubens auf eine schlichte und verständliche Weise erklärte. Er hätte das sicher nicht gern gehört, aber für mich hatte er etwas Protestantisches an sich. Was soll ich sagen? Die Erde werde ihm leicht.

Einer geht, eine kommt: Freund B ist Vater geworden. Eine Tochter hat er sich gewünscht und eine Tochter hat er bekommen. Der Mutter erholt sich noch von der Geburt und die Großeltern sind begeistert von der Enkelin. Wie wird wohl die Zukunft der Kleinen in Afghanistan aussehen?

Anderswo

Falls Sie, wie ich, gerade krank im Bett liegen, und im Gegensatz zu mir katholisch und fromm sind, hilft vielleicht diese Liste weiter. Sie finden dort Heilige, die zuständig sind für Krankheiten und Gefahren.

Deutsche Imame solidarisieren sich mit Frauen in Afghanistan.

In der Schweiz: Gastfamilien für Geflüchtete

Moderne Sklaverei

Dazu passt: Paquita la del Barrio, Rata de dos Patas (Ratte auf zwei Beinen). Prinzipiell habe ich ja Schwierigkeiten, Menschen als Ratten zu bezeichnen, aber für moderne Sklavenhalter mache ich eine Ausnahme.

„Sie ist unser Stolz.“

N., die Schwester von Freund B, hat -als Mutter von drei Kindern- in den letzten Jahren ihren Schulabschluss nachgeholt. Sie wollte Jura studieren und irgendwann sich und ihre Kinder selbst ernähren können. Ns Mann ist psychisch krank und in einer Klinik. Wie eine solche Klinik in einem Land wie Afghanistan unter den Taliban aussieht, traue ich mich gar nicht zu fragen. Nun hat sich die Hoffnung auf ein Studium in Afghanistan zerschlagen. N träumt davon, im Ausland zu studieren.

Freund B, der den gemäßigten Taliban nahe steht, sagt über seine Schwester: „Sie ist unser Stolz.“ Wir erinnern uns: Teile der gemäßigten Taliban sind durchaus für Frauenbildung. Er unterstützt seine Schwester, wo er kann.

Nun eine Bitte: falls Sie von Stipendien für afghanische Studentinnen in Europa wissen, schreiben Sie es in die Kommentare oder schicken Sie mir eine Mail an geschichtenundmeer@t-online.de

Vielen Dank im Voraus.