Jemand hat mir ein gutes und gedeihliches neues Jahr gewünscht, und ich finde das sehr schön. Ein gedeihliches Jahr ist, glaube ich, genau das, was ich brauche nach der Stagnation der drei vergangen drei Pandemie-Jahre. (Nicht, dass ich die Pandemie insgesamt als vergangen betrachte.)
Kann eine Pandemie etwas Positives haben? Um mich herum betrachte ich eine Aufbruchstimmung, das Bestreben etwas Grundsätzliches zu ändern. Themen sind vor allem Klimakrise und Kapitalismus, und das ist gut so. Über die Formen des Protests kann man geteilter Meinung sein, den Autoverkehr zu blockieren halte ich jedoch unter Umständen für durchaus legitim. Schwierigkeiten habe ich jedoch mit dem Beschmieren von Kunstwerken, aber das mag etwas Persönliches sein. Was haben uns Van Gogh oder Monet getan? Warum betrachtet man Kultur als den Feind? Ich habe irgendwann einmal einen Text geschrieben über die Distanz zwischen der Kultur und den Menschen auf der Straße. (Ich habe ihn gefunden: Onkel Juan geht nicht ins Museum.)
Viel wurde geschrieben zum Tod des emeritierten Papsts. Ich möchte ihn nicht beurteilen, schon gar nicht verurteilen. Als er zum Papst gewählt wurde, war mir der Name Ratzinger kaum bekannt. Eine Kollegin war von ihm gefirmt worden und hatte ihn als kalt und fast bösartig beschrieben. Ich hatte mich kaum für die katholische Kirche interessiert, als Hugenottennachfahrin betrachte ich sie als den Feind, den man bestenfalls ignoriert. Und dann war da dieser ältere Herr, der ein bisschen aussah wie mein Großonkel, der derselben Generation angehörte und offensichtlich ähnliche Erfahrungen gemacht hatte. Da wurde ich neugierig und las, was ich über ihn finden konnte. Im Fernsehen stieß ich auf ein langes beeindruckendes Interview mit ihm, in dem er komplizierte Fragen des katholischen Glaubens auf eine schlichte und verständliche Weise erklärte. Er hätte das sicher nicht gern gehört, aber für mich hatte er etwas Protestantisches an sich. Was soll ich sagen? Die Erde werde ihm leicht.
Einer geht, eine kommt: Freund B ist Vater geworden. Eine Tochter hat er sich gewünscht und eine Tochter hat er bekommen. Der Mutter erholt sich noch von der Geburt und die Großeltern sind begeistert von der Enkelin. Wie wird wohl die Zukunft der Kleinen in Afghanistan aussehen?