Milena Agus, Die Flügel meines Vaters

Aus dem öffentlichen Bücherschrank am Zenettiplatz im Schlachthofviertel.

Als ich das Buch zu Hause aufschlug, bemerkte ich, dass ich es schon kannte. Ich habe es nicht noch einmal gelesen, denn ich erinnerte mich, dass ich es nicht besonders mochte. Hier deshalb nur ein Link zu einer Rezension.

Wieder ausgesetzt habe ich es im öffentlichen Bücherschrank am Städtischen Rosengarten/Gärtnerei Bischweiler.

Immer noch lese ich viel über Afghanistan. Die Müttersterblichkeit nimmt zu, unter anderem, weil Hebammen sich nicht mehr unbehelligt von Ort zu Ort bewegen können, und weil Ärztinnen fehlen. Anscheinend untersagen manche Männer ihren Frauen, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn am Ort nur ein männlicher Arzt verfügbar ist. Freund B erzählt mir von dem Arzt, der seine Frau seinerzeit wegen ihrer Schwangerschaftskomplikationen behandelt hat. Er scheint, bei all seiner talibanesken Strenge, zumindest diese Vorbehalte nicht zu haben. Aber er weiß nun nicht mehr, wie er seine Familie ernähren soll, vor allem nicht seine kleine Tochter, die noch kein halbes Jahr alt ist und deren Mutter sie nicht stillen kann. (Scheiß auf die Taliban, wenn Sie spenden können, spenden Sie. Die Bevölkerung hat nicht verdient, was sie gerade erleben muss.).

Die DW über Afghanistan.

Anderswo

Hazel Scott, eine fast vergessene schwarze Musikerin. (englisch)

Eine Sprache, deren Grammatik sich am menschlichen Körper orientiert. (englisch)

KI knackt Passwörter. (englisch)

In München und Nürnberg setzt sich die Beratungsstelle Jadwiga für Betroffene von Menschenhandel und Zwangsheirat ein. Davon erfahren habe ich übrigens beim Kreisverwaltungsreferat. Dahin geht man in München, wenn man seinen Pass verlängern muss.

Noch einmal Hazel Scott (Video)

Es riecht nach Bärlauch und duftet nach Flieder. Zwei Gerüche, die – miteinander kombiniert – bei mir ein nahezu sicherer Migräneauslöser sind. Trotzdem schließe ich das Fenster nicht. Und dann erinnere ich mich an meinen Musiklehrer in der 6. Klasse, der uns dieses Lied lehrte, und an den dunkelvioletten Flieder in einem Garten in Wiesbaden, der so betäubend duftete, dass mir schwindelig wurde, als ich meiner Großtante einen üppigen Strauß davon bringen sollte.

Juna erinnert sich an ein Dorf. In meinem Leben gibt es auch so ein Dorf, und obwohl man mich dort immer liebevoll behandelte, ließ man mich auch spüren, dass das Dorf nicht meine Heimat sein konnte. Ich blieb das „Frankfurter Mädchen“, wie mein Urgroßvater „der Frankfurter Onkel“ blieb. Der „Frankfurter Onkel“ hatte ein anderes Dorf verlassen, um Lehrer zu werden. Genau wie Juna suche ich immer noch nach einer Heimat. Wo meine Wurzeln liegen, weiß ich: in dem Dorf, das der Frankfurter Onkel verlassen hatte, und auf dessen Grabsteinen es nur vier verschiedene Familiennamen gibt. Drei davon kommen in dem Gestrüpp vor, dass wir als unseren Stammbaum bezeichnen. Aber kann ein Dorf Heimat sein, in dem ich niemanden mehr kenne? Im anderen Dorf, dem, in dem ich das Frankfurter Mädchen war, wird bald auch niemand mehr leben, den ich kenne. Der Pate wohnt noch da, aber ich besuche ihn nicht, denn er hat auf seine alten Tage noch eine Frau gefunden, die das Kommando übernehmen will, und ich habe mich noch nie gerne kommandieren lassen.

Flowerpower

Eintrittskarte für die Kunsthalle München zur Ausstellung „Flowers forever“.

Die Ausstellung setzt sich mit Blumen in Kunst und Kultur auseinander und ist noch bis zum 27.08.2023 geöffnet. Was bedeuten uns Blumen? Wofür stehen Blumen im Allgemeinen, was symbolisieren einzelne Blumen wie Rosen, Lilien oder Nelken in verschiedenen Kulturen, Epochen und Religionen? Was bedeutet(te) z. B. die Tulpe für die europäische Wirtschaft? Die Ausstellung kann alle diese Themen natürlich nur anreißen. Man möchte mehr lesen, weiter forschen…

Besonders beeindruckend: eine Installation aus getrockneten Blüten, die duftete wie die Wohnungen meiner verstorbenen Großtanten. (Calyx, von Rebecca Louise Law)

Außerdem: eine meditierende Figur, deren Kopf ganz aus Blumen zu bestehen scheint. Die Blumen symbolisieren die ungeordneten Gedanken, die in alle Richtungen fliegen, bevor sie durch die Meditation eingefangen und geordnet werden (oder so ähnlich stand es auf der Tafel neben der Vitrine – ich habe mir das nicht gemerkt.)

Zu guter Letzt eine Neuerwerbung aus dem Museumsladen. Ich hätte ihn am liebsten leergekauft, aber ich habe mich auf eine Tasse mit meiner Lieblingsblume beschränkt.

Anderswo

Manche*r kann es sich schlicht nicht leisten, unter dem eigenen Namen an die Öffentlichkeit zu treten. Über Klarnamenpflicht und was sie für Marginalisierte bedeutet.

Eine Schäferin in Kabul. (englisch)

Die Rosenblatts über Bücher von früher.

Ist künstliches Fleisch koscher?

Manuel Giorgio Gutiérrez, genannt „Pies de Plomo“, singt por fandangos. Fandangos gibt es in unzähligen Varianten, jedes Dorf hat seine eigene. Sie erzählen vom Leben im Allgemeinen, jedes Thema ist möglich.

Ich lese, dass jemand „ojos pardos“ mit „Leopardenaugen“ übersetzt. Alles, was ich zu „pardo“ oder „ojos pardos“ finde, deutet darauf hin, dass „braune Augen“ gemeint sind. (Oder hat jemand einen besseren Vorschlag? „Leopardenaugen“ klingt natürlich sehr viel abenteuerlicher, und vielleicht hatte die ursprüngliche Autorin etwas Aufregenderes im Sinn als schlichte braune Augen. Da versagen meine Kenntnisse.) Übrigens habe ich im Slaby/Grossmann/Illig noch das Verb „pardear“ gefunden, was „braun erscheinen“ oder „braun (durch-)schimmern“ heißt. Die spanische Sprache hat durchaus ihren Reiz, wie Sie sehen. Auf die Schnelle habe ich im Italienischen nichts Entsprechendes gefunden. Auch hier: wenn es jemand besser weiß, bitte ich um sachdienlichen Kommentar.

Meine eigenen Augen sind haselnussbraun. Im Zuge der oben erwähnten Recherche fiel mir auf, dass man im Spanischen „verde avellana“ zu sagen scheint, also haselnussgrün. Das würde in meinem Fall sogar fast besser passen. Da aber sowieso fast niemand meine Augenfarbe kennt, weil meine Augen je nach Lichteinfall von grün bis schwarz changieren (was wohl typisch ist für haselnussbraune oder -grüne Augen) ist es egal. Im Personalausweis steht „braun“, und das mag genügen.

Das Meer nicht vor meinem Fenster

„Desde mi ventana el mar no se ve“ (Von meinem Fenster aus kann man das Meer nicht sehen) dichtete Rafael Alberti, als er in Madrid lebte. Aber hören konnte man es gestern von meinem Büro aus. Natürlich war da kein Meer, nur irgendwelche Bautätigkeiten waren im Gange, die von ferne wie Meeresbrandung klangen.

Ein teils schlimmer Bürotag, dann ein Termin im Bürgerbüro. Ich brauche einen neuen Personalausweis. Lange Wartezeit trotz Termin, aber dafür war die junge Angestellte sehr freundlich. Meine Unterschrift sagte ihr jedoch nicht zu, ich musste leserlicher unterschreiben. Ich malte also eine leserliche Version meines üblichen Krakels. Jetzt muss ich nur noch lernen, meine leserliche Unterschrift auf Verlangen zu reproduzieren. Ich habe aber schon wieder vergessen, wie meine neue Unterschrift aussieht. Übrigens kennt das Land Bayern nun auch meine Zeigefingerabdrücke. Nicht, dass ich vorhätte, in nächster Zeit ein Verbrechen zu begehen, trotzdem ist mir der Gedanke unangenehm, dass meine Fingerabdrücke in einem Polizeicomputer gespeichert werden. Außerdem erscheint mir das wie ein unverschämter Einbruch in meine Privatsphäre. Was gehen den Staat meine Finger an?

Fragen 251 bis 260

(Lesend und schreibend setze ich mich wieder zusammen. Dabei helfen auch die 1000 Fragen ein wenig.)

251. Würdest du dich heute wieder für deinen Partner entscheiden? Er mag der beste Ex der Welt sein, aber als Paar waren wir eine Katastrophe. Also nein.

252. In welcher Sportart bist du deiner Meinung nach gut? Ich war mal ganz gut in Basketball.

253. Heuchelst du häufig Interesse? Ich heuchele nie. Deshalb bin ich so wenig gesellschaftsfähig.

254. Kannst du gut Geschichten erzählen? Wenn, dann nur schriftlich.

255. Wem gönnst du nur das Allerbeste? Ich gönne allen das Beste. Warum denn nicht?

256. Was hast du zu deinem eigenen Bedauern verpasst? Kein Kommentar, das geht nun zu sehr an die Substanz.

257. Kannst du dich gut ablenken? Ja, mitunter zu gut.

258. In welcher Kleidung fühlst du dich am wohlsten? Ich mag bequeme Kleidung. Wenn es mal schick sein soll, betone ich gerne Taille und Busen, die Beine kaschiere ich lieber.

259. Wovon hast du geglaubt, dass es dir nie passieren würde? Chronisch krank zu werden.

260. Würdest du gern zum anderen Geschlecht gehören? Eine Frage, die ich ohne Zögern beantworten kann: Nein.